Silent inflammation
Silent inflammation: Was ist das überhaupt?
In verschiedenen Quellen des Internets hörst und liest Du immer wieder über die sogenannte Silent inflammation. Aber was ist das überhaupt? Dieser Artikel soll dazu beitragen, die Mysterien dieses Begriffs genauer zu untersuchen und zu lüften.
Der Begriff der Silent inflammation stammt logischerweise aus dem englischen Sprachraum. Er bezeichnet eine allgemeine entzündliche Stoffwechsellage, in der sich der Körper befindet. Anders gesagt: ohne Einfluss eines Erkrankungserregers von außen kommt es wiederkehrend zu Entzündungsreaktionen. Die Art der Entzündungen ist dabei so subtil, dass der Erkrankungsprozess bzw. Entzündungsprozess weitestgehend verschleiert ist.
Symptome der Silent inflammation
Typische Symptome einer Silent inflammation sind daher eben nicht Fieber oder dergleichen, sondern subtile Zeichen einer nicht vollständig stattfindenden Regeneration. Beispielhaft hier einige Symptome:
– ständige Müdigkeit bzw. niedrige Erschöpfungsschwelle
– ständig wiederkehrende Minimalverletzungen nach sportlicher Aktivität
– Schmerzen auf niedrigem Niveau, die unmotiviert mal hier oder mal dort auftreten (häufig am Bewegungsapparat)
– unklar zuzuordnende Symptome des Verdauungsapparates
– „hormonelle“ Fehlfunktionen bis hin zur Unfruchtbarkeit
– Kopfschmerzen
– Rückgang von Zahnfleisch („Parodontose“)
– degenerative Prozesse wie z.B. Gelenkverschleiß („Arthrose“)
– im langen Laufe werden diese degenerativen Prozesse auch das Krebs- oder Infarktrisiko negativ beeinflussen, ergo erhöhen
Wie kann eine Silent inflammation diagnostiziert werden
Die Diagnose der Silent inflammation stellt sich zum einen über die Anamnese. Hat der Patient mehrere der oben genannten Beschwerden zu beklagen und sind andere Erkrankungen ausgeschlossen, liegt der Verdacht nahe. Er lässt sich über Labortests erhärten, zum einen z.B. über das C-Reaktive Protein. Dies ist ein allgemeiner Entzündungswert, der im Rahmen der Blutdiagnostik genommen werden kann. Das Labor sollte diesen Wert nach Möglichkeit zahlengenau ermitteln, da hierbei Werte unter fünf als „Normwert“ gelten und von vielen Laboren leichtfertig so angegeben werden. Doch es sollte Dir klar sein, dass diese Behauptung etwas undifferenziert ist, wenn Du folgende Fragen zulässt:
– besteht zwischen einem Wert von 0,5 und 4,5 wirklich kein Unterschied? (beides „Normwerte“)
– ist der Unterschied hingegen zwischen einem Wert von 5,1 („entzündlicher Zustand“) und 4,9 („Normwert“) wirklich so gewaltig?
– zeigen ständig gemessene Werte dieser Eiweiße im Bereich von 4,0 – 4,9 wirklich keinen Ärger an?
Die drei obigen Fragen zeigen schon die mögliche Deutung auf. Bei wiederkehrenden Werten zwischen 3,5 und 4,9 in Verbindung mit den in der Liste genannten Symptomen ist von einer Silent inflammation auszugehen. Werte über 5 hingegen sind als Abgrenzung in der Regel nicht mehr sehr subtil, sondern machen vor allem lokal deutliche entzündliche Beschwerden (Schwellung, Rötung, Schmerzen; bei systemischen Entzündungen evtl. Fieber).
Was sind die Ursachen für eine Silent inflammation
Die Ursachen der Silent inflammation ist wie so häufig multifaktoriell. Generell zeigt sich hierbei häufig ein Mangel an Vitalstoffen (Vitamine, Spurenelemente), besonders häufig ein Mangel an Vitamin D, B-Vitaminen, Zink, Selen, Eisen und das Coenzym Q10. Darüber hinaus ist ein erworbenes Ungleichgewicht von Omega 3-Fettsäuren (generell entzündungshemmend) zu Omega 6-Fettsäuren (generell entzündungsfördernd) ein häufig auszumachendes Problem.
Generell fördern alle im Übermaß verzehrten Genussmittel (Zucker, Tabak, Kaffee, Alkohol) und viele Medikamente eine Silent inflammation, teils direkt, teils über den Verlust an Vitalstoffen. Regelmäßiger Fleisch- und vor allem Milchproduktekonsum ist ebenfalls ein möglicher Faktor der Silent inflammation. Bei rotem Fleisch wird dies z.B. auf das enthaltene Härmeisen der Blutzellen im Muskelfleisch zurückgeführt, bei Milchprodukten auf einen bestimmten Zucker, die D-Galaktose.
Weitere Ursache einer Silent inflammation ist Stress. Stress kostet generell Vitalstoffe, gleichsam kann es zu einer Überforderung der Nebenniere mit verminderter Cortisolproduktion kommen. Dies ist vermutlich einer der Gründe für die erwähnte Müdigkeit, denn der Cortisolspiegel beim Gesunden ist morgens am höchsten und wird somit als wichtiger Faktor für das „Arousal“ gesehen, also das morgendliche Wachwerden.
Wie lässt sich eine Silent inflammation in der Praxis diagnostizieren und behandeln?
Die genannte multifaktorielle Genese zeigt schon das große Problem dieser degenerativen Stoffwechsellage auf: einzelne Maßnahmen können die Silent inflammation zwar mindern, häufig aber nicht verhindern. Hierzu bedarf es eines konzertierten Vorgehens.
Bei Verdacht auf eine Silent inflammation solltest Du Deinen Vitalstoffhaushalt mit den genannten Substanzen checken lassen. Dazu natürlich auch den genannten Wert des C-Reaktiven Proteins. Sinnvoll ist zudem der Check des morgendlichen Cortisols und der Cortisolkurve im Tagesverlauf („Stress-Adaptations-Index“), der auf einer Eigenentnahme von Speichel über den Tagesverlauf beruht. Zusammen mit dem Hormon DHEA lässt sich so eine ziemlich valide Aussage über die Funktion der Nebennierentätigkeit abgeben.
Wenn der Verdacht durch die entsprechenden Labortests erhärtet wird, lässt sich die Therapie an den Ergebnissen ausrichten. Häufig findet eine Supplementierung mit den fehlenden Vitalstoffen statt. Daneben kann eine Therapie der Nebennierenschwäche sinnvoll sein, insbesondere wenn Stressoren auf biochemischer („Genussmittel“) und psychischer Seite eingespart werden. Dazu werden z.B. pflanzliche oder anders geartete reizregulatorische Mittel eingesetzt (z.B. aus der homöopathischen oder anthroposophischen Medizin). Auch entzündungshemmende naturheilkundliche Mittel kommen zum Einsatz, z.B. Kurkuma, Teufelskralle oder Weihrauch.
Generell kann bei Beteiligung der Nebennieren eine regelmäßige Praxis von Entspannungsverfahren, Achtsamkeits- und Stressreduktionstraining sehr sinnvoll sein.
Es sollte regelmäßige Bewegung an der frischen Luft stattfinden, aber jegliche sportliche Überlastung vermieden werden.
Der Autor des Textes, HP und Osteopath Alexander Mallok, betreibt eine ganzheitlich ausgerichtete Praxis in Hamburg Sasel. Dank der interdisziplinären Ausrichtung des Praxisteams kann die Praxis komplexe funktionelle Störungen wie die Silent inflammation diagnostizieren und behandeln.