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Fehlhaltung – und was wir dagegen tun können

Veröffentlicht am:

„You are as young as your spine is flexible.“
(Richard Hittleman)

Die meisten Patienten kommen mit Rückenbeschwerden in die osteopathische Praxis. Ursache dafür ist meistens eine mehr oder minder deutliche körperliche Fehlhaltung. Dieser Text soll dazu beitragen, deren Entstehung zu beleuchten und dir Tipps zu geben, was du aktiv dagegen tun kannst.

1. deine Wirbel renken nicht aus

Viele Patienten haben ein falsches Verständnis von Osteopathie oder Chiropraktik. Sie glauben, dass der manuelle Therapeut ihre Knochen „geraderückt“. Diese Patienten reden davon, dass Wirbel „schief sitzen“, „aus dem Lot geraten“ oder einfach nur „verdreht“ sind. So einfach und logisch dieser Erklärungsansatz für akute oder chronische Rückenleiden ist, so wenig ist er haltbar.
Es gibt sehr gute Studien, die Wirbelsäulen vor und nach Manipulationen mit hoher Geschwindigkeit („Knacken“ der Wirbelsäule) bildgebend untersucht haben. Das Ergebnis: es gibt keine wirkliche Positionsveränderung nach einer chirotherapeutischen Anwendung.

2. Wirkweise von Manipulationen

Dennoch bewirken solche Manipulationen etwas: Patienten fühlen sich befreit, haben ad hoc weniger Schmerzen und eine nachweislich bessere Beweglichkeit. Obwohl die Wirkweisen nicht vollständig geklärt sind, ist ein neurologischer Wirkansatz relativ sicher. Die Gelenkkapseln der kleinen Wirbelgelenke und die in der Region des Gelenks ansetzenden Sehnen und Bänder sind voller Rezeptoren. Diese sogenannten Mechanorezeptoren versorgen das Gehirn beständig mit Informationen über Stellung und Bewegungen des Gelenks. Werden sie durch die Manipulation massiv gereizt, kommt es im Sinne einer Feedbackschleife (Reiz-Reaktion) u.a. zu einer Erschlaffung des umgebenden Muskelbindegewebes und infolge zu einer besseren Durchblutung.

3. Muskeln bewegen Knochen

Oft vergessen Patienten, die an dem lieb gewonnenen Denkansatz des „ausgerenkten“ Gelenks festhalten, dass Muskeln Knochen bzw. Gelenke bewegen, nicht umgekehrt. Es ist abstrus zu denken, dass ein verdrehter Wirbel die Muskeln direkt im Sinne eines „Stretchings“ beeinflussen könnte. Das Wirbelblockaden Einfluss auf das Nervensystem und auf die Spannung der gelenknahen und segmental zugehörigen Muskeln haben können, bleibt wie gesagt unbestritten. Die Frage ist jedoch: wie kommt es zu diesen Wirbelblockaden?  Recht lapidar gesagt sind in aller Regel chronische Fehlhaltungen mit-, wenn nicht gar hauptverantwortlich. Denn Fehlhaltungen bewirken in aller Regel Verkürzungen an relevanten Muskelgruppen, was infolge wiederum Einfluss auf unser Achsorgan, die Wirbelsäule hat.

4. Fehlhaltungen und deren Folge für die Wirbelsäule

Die Wirbelsäule hat naturgegebene Krümmungen. Diese Schwünge, in Lenden- und Halswirbelsäule Lordose genannt und in der Brustwirbelsäule (= Gegenschwung) Kyphose, sind für die Stoßdämpferwirkung unserer Wirbelsäule unerlässlich. Bei Veränderung dieser Krümmungen infolge muskulärer Verkürzungen bzw. Dysbalancen, werden einzelne Strukturen wie z.B. die kleinen Wirbelgelenke zu sehr be- oder entlastet. Beides kann über kurz oder lang ein Problem darstellen. Denn nur bei idealer Lastenverteilung in allen Abschnitten der Wirbelsäule können unsere Wirbelgelenke effektiv funktionieren, ohne Schaden zu nehmen. Schaden im Sinne von Über(be)lastung und entsprechendem Verschleiß. Oder fehlendem Einsatz, was zu einem Verkümmern der gelenkbewegenden Muskulatur führt – langfristig gesehen zu schlechter muskulärer Führung (und Verschleiß) oder geringerer Beweglichkeit (ergo Blockaden).

5. wie entstehen Fehlhaltungen

Eine nicht einfach zu beantwortende Frage, aber in aller Regel sind Fehlhaltungen die Folge einseitiger Bewegungs- oder Haltungsmuster. Es ist also entscheidend, wie ich auf dem Stuhl, der Couch oder dem Fahrrad sitze. Oder mich jeden Tag gehend von A nach B bewege.
Je häufiger ich eine Haltung einnehme oder eine bestimmte Bewegung ausführe, desto eher sollte sie physiologisch für meinen Bewegungsapparat sein. Unnatürliche bzw. unphysiologische Haltungen oder Bewegungen führen zu muskulären Verkürzungen, Überbelastungen / Verletzungen oder zu Degeneration aufgrund fehlender Belastung. Die Folge all dieser drei „Schadenformen“ ist eine Fehlhaltung, die wie zuvor beschrieben Auswirkungen auf die Gelenke haben wird.
Will ich also Fehlhaltungen vermeiden, sollte ich auf eine physiologische Körperhaltung achten, egal in welcher Form ich mich gerade bewege oder einfach nur irgendwo „aufhalte“ (sitzend, liegend, stehend).

6. Fehlhaltungen beheben

Wir Osteopathen, aber auch Orthopäden, Physiotherapeuten, Personal Trainer u.a. stellen regelmäßig in unserer Arbeit mit Klienten chronische Fehlhaltungen fest. Whatever the cause – und einige Möglichkeiten wurden zuvor ja kurz beschrieben – ist nun die Frage, wie du diese Fehlhaltungen eindämmen bzw. beheben kannst. Aus unserer osteopathischen Sicht ist der Körper in all seinen Elementen miteinander verknüpft, so dass z.B. Spannungszustände innerer Organe sich über ihre mehr oder minder elastischen Aufhängestrukturen auf den Bewegungsapparat auswirken. Oder Blockaden der kleinen Wirbelgelenke wie gesagt einen neurologischen Einfluss auf die Muskulatur haben. Oder Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems die Grundspannung der Muskulatur im Allgemeinen deutlich erhöhen, spezifisch im Kiefergelenksbereich.
Daher strebt der Osteopath eine Behebung dieser Funktionsstörungen im Bewegungsapparat, im Organsystem und im sogenannten Kraniosakralsystem an, mit entsprechendem Einfluss auf das vegetative Nervensystem.

7. Training und seine Auswirkung auf die Haltung

Osteopathische Manipulationen haben also einen Einfluss auf die Haltung des Patienten. Einen noch größeren Einfluss hat es aus meiner Sicht aber, den Patienten über seine Fehlhaltung aufzuklären. Und Wege mit ihm zu erarbeiten, wie er Bewegungs- oder Haltungsmuster verändern kann, um in eine bessere Haltung zu kommen bzw. die Fehlhaltung abzubauen.
Insbesondere sportlicher Aktivität bzw. Training kommt aus meiner Sicht eine hohe Bedeutung zu. Weil sich durch spezifische muskuläre Aktivierung Muskeln stärken lassen, die zuvor „verkümmert“ waren. Und durch Belastung nun nicht nur stärker werden, sondern auch für eine neurologische Hemmung und aktive Dehnung ihrer verkürzten Gegenspieler sorgen. Das muskuläre Gleichgewicht wird wieder hergestellt und das Achsorgan Wirbelsäule wieder natürlicher belastet. Ergo sinkt die Wahrscheinlichkeit von Wirbelblockaden, was wiederum die Anspannung der Muskulatur günstig beeinflusst. Und die Notwendigkeit von Manipulationen reduziert. Über die Vorteile der Kombination von Osteopathie und Training liest du hier.

8. geeignete Trainingsformen

Grundsätzlich sind alle Bewegungsarten oder Trainingsformen besser als kein Training.
Um zu einer guten Haltung zu kommen, beweglicher zu werden und Muskelkraft aufzubauen, eignen sich allerdings alle Formen des funktionellen Trainings am besten. Ich habe einen Text darüber geschrieben, den du hier auf diesem Blog findest: Vorteile des funktionellen Trainings.
Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit eines in statischen Begriffen denkenden Therapeuten und eines Trainers oder Sportwissenschaftlers wichtig. Es ist einfach effektiver, gezielt an der Fehlhaltung des Patienten zu arbeiten. Will sagen: speziell auf die Fehlhaltung abgestimmte Übungen einzusetzen im Sinne eines Trainingsprogramms.

Wenn du mehr über diese Zusammenhänge wissen möchtest, weil du an entsprechenden Beschwerden wie wiederkehrenden Wirbelblockaden leidest, besuche doch unsere Praxis. Alle dort arbeitenden Osteopathen teilen diese Philosophie und arbeiten „Hand in Hand“ mit Trainern, Yogalehrern und Sportwissenschaftlern, die dir bei deinem Weg zur bestmöglichen Körperhaltung helfen können.